Kaum ein Unternehmen hat in den letzten Monaten für so viel Aufmerksamkeit in den Medien gesorgt wie die aufstrebende chinesische E-Commerce-Plattform Temu. Auch das Institut für Handelsmanagement der Universität St.Gallen (IRM-HSG) hat in den vergangenen Wochen viele Anfragen erreicht, welche wir mit diesem Trendreport beantworten möchten. In kompakter Form erhalten Sie Antworten auf die drängendsten Fragen zu Temu. Diese Fragen resultieren aus der Befragung von Handelsunternehmen Anfang August 2024.
Für jede dieser Top-10 Fragen liefert dieser Trendreport eine fundierte Antwort. Wir haben dazu anerkannte Quellen genutzt und sind stets um eine ausgewogene sowie neutrale Antwort bemüht. Dieser Trendreport übernimmt damit eine Informationsfunktion, mit dem Ziel, Unternehmen, Bildungsinstitutionen, die Medien und sonstige Interessierte faktenbasiert über dieses Unternehmen zu informieren. Neben diesem kompakten Überblick bieten wir für jede Frage vertiefende Links, welche Zusatzinformationen bereitstellen. Zum Teil handelt es sich bei diesen Links um Videohinweise, Studien, Zeitungsartikel etc. Klicken Sie auf eine Frage und profitieren Sie von der zunächst kompakten Antwort, aber auch von den vertiefenden Hinweisen.
Letzte Aktualisierung: Februar 2025
Trend Report: Temu
1. Wie ist das Geschäftsmodell von Temu aufgebaut und welche Unterschiede weist es zu bekannten Plattformen wie zum Beispiel Amazon auf?
Das Herzstück von Temus Geschäftsmodell ist die direkte Zusammenarbeit mit einem weitreichenden Netzwerk von Herstellern, ohne Zwischenhändler. Die Produktion beginnt überwiegend in China. Erst seit Juli 2024 öffnet sich Temu auch für europäische Hersteller, um so die Lieferzeiten zu reduzieren und den europäischen Kunden ein besseres Einkaufserlebnis zu bieten (Schwarz, 2024). Sobald ein Produkt bestellt wird, leitet Temu dies umgehend an den Hersteller weiter, der so die Nachfrage nach seinen einzelnen Artikeln optimal nachverfolgen kann. Durch diese direkte Zusammenarbeit umgeht Temu die Marge von Zwischenhändlern, sodass lediglich die Kosten für die wesentlich günstigeren chinesischen Produkte anfallen. Dies senkt die Produktpreise erheblich und ermöglicht es Temu, Produkte zu Preisen anzubieten, die weit unter dem europäischen Marktniveau liegen. Diese Preisvorteile werden direkt an die Kunden weitergegeben, was Temu besonders attraktiv macht und den Hauptwettbewerbsvorteil bildet.
Neu wird die Expansion in Europa zusätzlich mit dem sogenannten "Local-to-Local-Modell" vorangetrieben. Dabei werden lokale Händler stärker eingebunden und somit werden die Lieferzeiten noch kürzer, da auf lokale Lager zugegriffen werden kann. Zukünftig sollen in Europa bis zu 80% des Umsatzes auf diese Weise erzielt werden (Günter, 2025). Auch in der Schweiz plant Temu nun lokale Händler mit einzubinden, diese müssten jedoch ihre Logistik selbst organisieren und sind an die Preisvorgaben von Temu gebunden. Dies führt zu Bedenken bei der Swiss Retail Federation im Bezug auf den Preis und Datenschutz (Janssen, 2025).
Nebst der lokalen Lager testet Temu derzeit eine weitere Einnahmequelle, nämlich Retail Media. Es werden Händlern Werbeflächen angeboten, damit diese ihre Produkte prominenter platzieren können. Temu startet mit diesen Ansätzen somit auch die nächste Expansionsstufe in Europa (Günter, 2025).
Mithilfe von Gamification-Elementen gelingt es Temu, Zusatzkäufe zu generieren. Die Plattform integriert verschiedene Elemente, die das Einkaufen fast spielerisch gestalten. Dies umfasst Funktionen wie Social Referrals und glücksspielähnliche Mechanismen, die Nutzer dazu anregen, zusätzliche Käufe zu tätigen oder bestimmte Warenkorbwerte zu erreichen. Diese Gamification-Elemente fördern die Kundenbindung und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzer wiederholt auf der Plattform einkaufen
Im Vergleich zu Amazon unterscheidet sich Temu aus Kundensicht durch tiefere Preise. Durch den Fokus auf die direkte Zusammenarbeit mit den wesentlich günstigeren chinesischen Herstellern, schafft es Temu, konsistente Qualität und akzeptable Lieferzeiten anzubieten. Auch betreibt Temu im Vergleich zu Amazon kein eigenes Handelsgeschäft sondern agiert nur als Marktplatz. Nun hat Amazon jedoch den neuen Shop Amazon Haul in den USA herausgebracht, welcher Temu in vielen Punkten stark ähnelt.
- Artikel: Amazon vs. Temu: Business Modle & Logistics
- Artikel: Temu vs. AliExpress Reviewed 2024
- Artikel: How Does Temu Make Money? Dissecting its Business Model (2024)
- Artikel: How SHEIN and Temu Conquered Fast Fashion - and Forged a New Business Modell
- Video: The Most Evil Company That Took Over the USA
- Artikel: Temu hat alles zerstört
Quellen
Günter, M. (2025, Januar 16). Temu setzt auf Wachstum mit lokalen Händlern - und testet Retail Media. Retail News.
https://retail-news.de/temu-lokale-haendler-retail-media-europa/
Janssen, J. (2025, Januar 18). Temu will jetzt auch Schweizer Händler auf seiner Plattform. 20minuten.
https://www.20min.ch/story/gigant-aus-china-temu-will-jetzt-auch-schweizer-haendler-auf-ihrer-plattform-103260288
Mayple. (2023). Amazon Vendor vs. Seller: The Difference + Pros & Cons for 2024. Mayple.
https://www.mayple.com
Schwarz, F. (2024, 22. August). Kürzere Lieferzeiten: Temu greift Amazon in Europa an. Frankfurter Allgemeine Zeitung. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/temu-greift-amazon-in-europa-an-19936681.html
Weidemann, T. (2024, November 15). Amazon Haul kopiert chinesische Billigshops – will aber eine Sache besser machen. Digital pioneers.
2. Wie gross ist Temu und ist das Unternehmen erfolgreich?
- 2021: Umsatz von 14.7 Milliarden USD und ein Gewinn von 1.2 Milliarden USD
- 2022: Umsatz von 18.9 Milliarden USD und ein Gewinn von 4.6 Milliarden USD
- 2023: Umsatz von 34.9 Milliarden USD und ein Gewinn von 8.5 Milliarden USD
- 2024: Im ersten Quartal ein Gewinn von 3.9 Milliarden USD (229% Steigerung im Jahresvergleich der gleichen Periode in 2023) und Umsatz von 12 Milliarden
- 2024: Im zweiten Quartal ein Gewinn von 4.4 Milliarden USD (144% Steigerung im Jahresvergleich der gleichen Periode in 2023) und Umsatz von 13.4 Milliarden
- 2024: Im dritten Quartal ein Umsatz von 14.2 Milliarden USD
(PDD Holdings, 2024 & Statista, 2025)
- 2022: Geschätzter Umsatz von 0.3 Milliarden USD
- 2023: Geschätzter Umsatz von 13.8 Milliarden USD
- 2024 (Prognose): Erwarteter Umsatz von 29.5 Milliarden USD (WeThrift, 2024)
Obwohl Temu erst im September 2022 gegründet wurde, haben sie ein erstaunliches Wachstum in kürzester Zeit verzeichnet.
Mit 545 Millionen Downloads ist Temu im Jahr 2024 die ECommerce-App mit den meisten Downloads weltweit (Rönisch, 2025). Im Vergleich mit allen App Kategorien landet Temu auf Platz 5 der meistgeladenen Apps, direkt nach TikTok und den Meta Plattformen (Statista, 2025). In der Schweiz überholt Temu Digitec Galaxus und ist somit der meistgenutzte Onlineanbieter der letzten 12 Monate. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung kauft in China-Shops. Besonders der tiefe Preis ist entscheidend. Was sich auch darin widerspiegelt, dass Befragte mit tieferem Lohn mehr bei Temu einkaufen (Pöschl, 2025). Auch international wächst Temu enorm und zieht erstmals in der Anzahl der monatlichen aktiven Nutzer an Amazon vorbei (Weidemann, 2025).
Dennoch ist die Profitabilität von Temu aktuell noch schwer einzuschätzen. Unterschiedliche Quellen deuten jedoch darauf hin, dass Temu derzeit noch nicht profitabel ist. Dies liegt hauptsächlich an den aggressiven Preisstrategien und hohen Ausgaben für Marketing und Expansion. Bezüglich der genauen Zahlen zu den Verlusten pro Bestellung variieren die Quellen erheblich.
Gewisse Schätzungen besagen, dass Temu pro Bestellung im Durchschnitt 30 USD verliert (Liu, 2023), während andere von Verlusten von bis zu 40 USD pro Bestellung im Jahr 2023 sprechen (Hochman, 2024). Eine Analyse von ECDB stellte diese Zah-len in Frage. Demnach seien Verluste in dieser Höhe nur unter spezifischen Annahmen, wie etwa Fixkosten von 30 USD pro Bestellung plausibel, anderenfalls scheinen die Werte zu hoch. Neuen Berechnungen zu Folge sind sinkende Zahlen durch stra-tegische Anpassungen seitens Temu zu erwarten (Koutsou-Wehling, 2024). So wird von Verlusten in Höhe von 6 USD in den USA und 18 USD in anderen Märkten berichtet (Coffee, 2023). Ein Unternehmenssprecher von Temu wies jedoch darauf hin, dass externe Analysen dritter Parteien nicht die tatsächliche Situation des Unternehmens widerspiegeln (Chow, 2024). Auch ohne genaue Zahlen lassen alle Quellen vermuten, dass Temu momentan einen Verlust pro Bestellung verzeichnet. Dies lässt darauf schliessen, dass das Unternehmen vorerst auf Marktanteilsgewinn und nicht auf kurzfristige Gewinne abzielt.
Temu hat alleine in den USA von September bis Dezember 2023 500 Millionen USD für Werbung ausgegeben (Sherriff, 2024). Im weltweiten Jahresvergleich haben sie von 2022 auf 2023 ihre Marketingausgaben um 1000% erhöht. Mit kostenintensiven Aktionen wie einem Werbespot während des Super Bowls verfolgt Temu klar das Ziel, die Markenbekanntheit zu steigern (Poinski, 2024). Obwohl aber Temu im Jahr 2023 nach Schätzungen einen Umsatz von knapp 14 Milliarden USD verzeichnete, sollen sie Berichten zufolge Verluste in Höhe von 3.65 Milliarden USD erlitten haben (Tai, 2023). Dank der hohen Profitabilität von PDD Holdings kann Temu aber eine sehr aktive Marketing- und Preisstrategie verfolgen, die es dem Unternehmen ermöglicht, Marktanteile zu gewinnen, auch wenn es derzeit selbst noch nicht profitabel ist.
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Artikel: Zukünftige Entwicklungen von PDD
Curry, D. (2024, November 4). Temu Revenue and Usage Statistics (2024). Business of Apps.
https://www.businessofapps.com/data/temu-statistics/
Hochman, S. (2024, September 3). Learning from Temu’s Marketplace Crash. Zero100.
Koutsou-Wehling, N. (2024, Oktober 15). Temu Revenue: Does Temu Really Lose US$30 per Order?. ECDB.
https://excitingcommerce.de/2024/12/04/temu-und-shein-mit-nutzerzahlen-fuer-deutschland-und-europa/
Liu, T. W. (2023, May 26). Temu Is Losing Millions of Dollars to Send You Cheap Socks. Wired.
https://www.wired.com/story/temu-is-losing-millions-of-dollars-to-send-you-cheap-socks/
Macrotrends (2024). PDD Holdings Net Income 2018-2024 / PDD.
https://www.macrotrends.net/stocks/charts/PDD/pdd-holdings/net-income
PDD Holdings (2024). Annual Reports.
https://investor.pddholdings.com/financial-information/annual-reports/
Poinski, M. (2024, Februar 21). Why Temu Is Spending On Marketing Like A Billion-aire. Forbes.
Pöschl, F. (2025, Januar 28). Temu schiesst ein Jahr nach Marktstart an die Spitze der Schweiz. 20 Minuten.
https://www.20min.ch/story/temu-schiesst-ein-jahr-nach-marktstarkt-an-die-spitze-der-schweiz-103268657
Rönisch, S. (2025, Janauar 17). 545 Millionen Downloads: Temu ist die meistgeladene Shopping-App der Welt. iBusiness.
https://www.ibusiness.de/aktuell/db/113734SUR.html
Sherriff, S. (2024, Januar 23). Data: Temu ad spend jumped 1000% year-on-year in 2023. Marketing Beat.
Statista. (2025, Januar 3). Umsatz der PDD Holdings weltweit vom 2. Quartal 2018 bis zum 3. Quartal 2024.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1042364/umfrage/quartalsumsatz-von-pinduoduo/
Tai, C. (2023, Oktober 26). Chinese e-commerce giants Temu and Shein compete head-to-head in global expansion. JingDaily. https://jingdaily.com/posts/temu-shein-south-america-expansion
Weidemann, T. (2025, Januar 23). Der Siegeszug der China-Plattform: Temu zieht erstmals an Amazon vorbei. t3n.
https://t3n.de/news/temu-vor-amazon-1669580/
Wethrift (2024). Temu Statistics 2024: Revenue, Valuation, Growth & Profit.
https://www.wethrift.com/p/temu-statistics/
3. Ist Temu nur bei jungen Menschen beliebt?
Es wird oft behauptet, dass bei Temu aufgrund der niedrigen Preise und der vermeintlich geringeren Qualität hauptsächlich junge Menschen mit kleinem Budget und hoher Online-Affinität bestellen. Unsere Studie, die wir im Rahmen einer Langzeituntersuchung zur Internetnutzung Schweiz im September 2024 durchgeführt haben, zeigt jedoch ein anderes Bild. In einer repräsentativen Umfrage mit über 1'300 Teilnehmern aus der Schweiz stellte sich heraus, dass bereits in jeder Altersgruppe mehr als ein Drittel der Befragten bei Temu eingekauft hat. In der Abbildung 1 kann man auch sehen, dass Temu der einzige chinesische Anbieter ist, der unter allen Altersgruppen gleich beliebt ist. Aus diesem Grund ist es eine falsche Annahme, dass nur junge Geringverdiener bei Temu bestellen.

- Artikel: Warum Gen X und Boomer Temu so lieben
- Artikel: Temu Besucher (nach Alter)
4. Welche Wettbewerbsvorteile hat Temu gegenüber lokalen Händlern und welche Branchen konkurrieren am stärksten mit Temu?
In unserer Studie zur Internetnutzung in der Schweiz haben wir über 1'300 Schweizer zu den Motiven für den Einkauf bei chinesischen Anbietern befragt. Unter diesen war auch Temu. In der nachfolgenden Grafik lässt sich der Vorteil chinesischer Anbieter erkennen. Der Wettbewerbsvorteil besteht in erster Linie im Preis.

Die Temu-App funktioniert wie ein Casino, bei dem Kunden ständig mit Angeboten und Rabatten gelockt werden. Darüber hinaus ist der Algorithmus von Temu äusserst präzise auf die individuellen Vorlieben jedes Kunden zugeschnitten, was zu einem personalisierten und inspirativen Einkaufserlebnis führt. Auf der Temu-App wird immer wieder ein Glücksrad gedreht, bei dem Rabatte gewonnen werden können. Diese können mit weiteren Minispielen erhöht werden. Weiterhin läuft eine Stoppuhr, in der ein Kunde in der vorgegebenen Zeit einen gewissen Betrag ausgeben muss, um diese Preise zu erhalten. Nach einem Einkauf sammelt der Kunde weiterhin Punkte, die zu mehr Rabatte führen und oft wird der Einkauf als freies Guthaben für den nächsten Einkauf verwendet, wenn dieser in den nächsten Tagen geschieht.
Nach den Antworten aus den über 1'300 befragten Konsumenten kaufen diese Produkte in den folgenden Warengruppen bei Temu ein:

Auch der Schweizer Handel bekommt diese Zahlen und das damit verbundene Kaufverhalten der Bevölkerung zu spüren. Kürzlich äusserte sich Bernhard Egger, der Geschäftsführer des Handelsverbands dazu. Laut ihm sei pro Jahr, auf Grund von chinesischen Anbietern wie Temu, im Schweizer Handel mit einem Verlust von rund einer bis drei Milliarden Franken zu rechnen. Er erklärt jedoch, dass vor allem diejenigen davon betroffen seien, die mit günstigen Kleidern handeln, für Firmen im höherpreisigen Segment mit besserer Qualität bestehe weniger Konkurrenz (awp Finanznachrichten, 2024).
Selbst grosse Rabattaktionen in der Schweiz, wie der Black Friday, verlieren Ihren Reiz, da Anbieter wie Temu die Rabattpreise der Schweizer Händler immer noch hoch erscheinen lassen. Mehr als 40% sind nicht mehr am Black Friday interessiert, da Temu ganzjährig mit besseren Angeboten lockt (Spiegel Wirtschaft, 2024). Zudem betreibt Temu sogenanntes "Keyword Bidding" auf andere Marken. Dabei bieten sie Geld auf gewisse Suchbegriffe und Schlüsselwörter in Suchmaschinen um ihre Präsenz in der online Werbung zu erhöhen. Temu bietet dabei auch auf fremde Marken Keywords wie "Zara Jeans", "Mango Dresses" oder "Walmart Black Friday Deals". Sie wählen diese Strategie, da Suchmaschinen von zentraler Bedeutung in der Schnäppchenjagd sind. Dadurch haben sich die Kosten pro Klick in den letzten zwei Jahren um das 16-fache erhöht (Grunow, 2024).
Nicht nur Schweizer Unternehmen, sondern auch online Giganten wie zum Beispiel Amazon müssen auf Temu reagieren. Am 13. November hat Amazon seinen neuen Shop, Amazon Haul, in den USA vorgestellt. Dort werden Waren für einen Preis von unter 20 USD verkauft und innert 2 Wochen geliefert. Dabei ist die App ähnlich gestaltet wie Temu und das ganze Konzept erinnert stark an das chinesische Unternehmen. Amazon jedoch möchte die Produkte der Händler auf die Sicherheit überprüfen (Weidemann, 2024).
Zudem fordert Amazon Händler auf, welche auf Temu und Amazon verkaufen, ihre Ware nicht günstiger auf Temu anzubieten. Händler, die diese neue Regelung missachten, werden aus dem Featured Offer-Programm ausgeschlossen. Diese Programm erleichtert den Kunden das Einkaufen. Amazon will somit sichergehen, dass Kunden immer den besten Preis erhalten (Von Thun, 2025).
Grunow, P. (2024, November 27). Temu vs. Shein: Der Kampf um den Black-Friday Online-Handel! wallstreet online.
https://www.wallstreet-online.de/nachricht/18761547-marketingschlacht-temu-vs-shein-kampf-black-friday-online-handel
Rudolph et al. (2024). Der Schweizer Online-Handel: Internetnutzung Schweiz 2024. St. Gallen.
Spiegel Wirtschaft. (2024, November 23). Temu und Shein ruinieren den Black Friday.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/black-friday-temu-und-shein-ruinieren-den-tag-a-00dbec1d-4136-41bb-b903-053c8b1728a5
Von Thun, J. (2025, Januar 13). Weil Temu-Angebote zu günstig sind: Amazon geht jetzt drastischen Schritt. Chip.
https://www.chip.de/nachrichten/business,9240/amazon-reagiert-auf-billig-angebote-bei-temu-das-sind-die-konsequenzen_bc9c02bf-db52-43d2-be4e-70ce2826708f.html
Weidemann, T. (2024, November 15). Amazon Haul kopiert chinesische Billigshops – will aber eine Sache besser machen. Digital pioneers.
5. Wie ist die Supply Chain von Temu organisiert?
Wer denkt, dass eine Bestellung bei Temu aus China Wochen oder gar Monate dauert, liegt falsch. Temu liefert in der Regel innerhalb von 5-11 Werktagen, und in über 80% der Fälle sogar innerhalb von 8 Tagen. Dauert es länger als 12 Tage oder mehr gibt es automatisch eine Gutschrift von 5 CHF, und bei mehr als 15 Tagen wird der gesamte Einkauf erstattet. Der garantierte Einkauf innerhalb von elf Tagen kann daher als die Regel bezeichnet werden. Wie kann es gelingen, dieses Versprechen einzuhalten?
Temu umgeht herkömmliche Lieferketten (vom Produzenten zum Grosshändler zum Einzelhändler und dann zum Kunden). Das Unternehmen verbindet Anbieter, bzw. Seller genannt, direkt mit Endkonsumenten. Ohne Zwischenhändler kann die Supply Chain schlanker und effizienter gestaltet werden. Dies führt zu niedrigeren Preisen und schnelleren Lieferzeiten im Vergleich zu Plattformen wie AliExpress oder traditionellen europäischen Händlern; aber auch zu Amazon. Bis Anfang des Jahres 2024 hat Temu ausschliesslich im Konsignationsmodell operiert. D.h. der Lieferant bleibt der Eigentümer der Waren, bis diese vom Kunden verkauft oder verbraucht werden. In den USA startete Temu im März 2024 neben dem Konsignationsmodell auch ein Marktplatz-Modell gestartet, was noch einmal deutlich schnellere Lieferzeiten ermöglicht und langfristig auch lokalen Händlern die Möglichkeit bietet, Waren über die Plattform von Temu zu verkaufen. Dieses Modell ist mittlerweile auch in Deutschland, Frankreich, Italien und in Spanien im Einsatz. Temu plant nach Aussagen des PR Departments eine Ausweitung in viele weitere Länder.

Durch den Einsatz von optimierter Logistik, insbesondere Luftfracht und modernen digitalen Technologien zur Echtzeit-Optimierung, beschleunigt Temu den Transport. Nach Aussage von Temu kommt mehr als 50% aller Waren per Luftfracht nach Europa (Quelle: PR-Abteilung Temu August 2024) Der Versand bei Temu lässt sich aus Kundensicht präzise verfolgen. Bereits wenige Minuten nach dem Bestellvorgang erhält der Kunde die Mitteilung, dass die Ware ihre Reise angetreten hat. Jeder weitere Schritt wird detailliert kommuniziert. Luftfracht ermöglicht die kurze Lieferzeit von weniger als einer Woche in die Schweiz. Allerdings kommt diese Geschwindigkeit mit einer höheren CO₂-Belastung einher, da Luftfracht im Vergleich zu anderen Transportmethoden einen deutlich grösseren ökologischen Fussabdruck hinterlässt (DHL, 2023).
Die direkte Zusammenarbeit mit Produzenten, der Verzicht auf eigene Warenläger und die Nutzung von Skaleneffekten senken die Kosten erheblich. Temu erzielt zusätzliche Einsparungen durch die zentrale Abwicklung der Logistik. So werden die vom Kunden bestellten Waren in China gesammelt, gemeinsam in ein Paket verpackt, was Frachtraum und Lieferkosten spart.
Wir haben von der Presseabteilung Temu erfahren, dass die Lieferzeit nach Europa durch den Aufbau europäischer Lager für ausgewählte Produkte weiter verbessert werden soll.
DHL (2023, Juli 26). Nachhaltige Transportlogistik – Frachtarten im Vergleich.
https://dhl-freight-connections.com/de/nachhaltigkeit/nachhaltige-transportlogistik-frachtarten-im-vergleich/
Tripp, C. (2023, Juni 13). Temu: Der neue Gigant im Onlinehandel. DVZ.
https://www.dvz.de/technologie/detail/news/temu-der-neue-gigant-im-onlinehandel.html
Nikolicic, S., Kilibarda, M., Atanaskovic, P., Dudak, L. & Ivanisevic, A. (2015). Impact of RFID Technology on Logistic Process Efficiency in Retail Supply Chains. Promet-Traffic & Transportation 27(2), 137-146.
Marketplace Pulse. (2024a, March 14). Temu Marketplace Launches in the US.
https://www.marketplacepulse.com/articles/temu-marketplace-launches-in-the-us
https://www.marketplacepulse.com/articles/temu-sets-up-us-warehouses
Li, Z., Zheng, H. (2023, May 23). The Value Chain Construction of Cross-Border E-Commerce Platform “AliExpress”. In: Zhang, J., Ying, K., Wang, K., Fan, Z., Zhao, Z. (eds) Innovation of Digital Economy. Management for Professionals. Springer, Singapore. https://doi.org/10.1007/978-981-99-1741-9_32
6. Welche Gesetzesverstösse werden Temu vorgeworfen?
Temu steht zunehmend unter Druck aufgrund wiederholter Beschwerden von Verbraucherschützern sowie offiziellen Institutionen wie dem Handelsverband.swiss und der Swiss Retail Federation. Kürzlich haben 12 Handelsverbände der Schweiz den Bundesrat brieflich dazu aufgefordert Temu offiziell abzumahnen. Sie sorgen sich um ihr Geschäft und fordern, dass Temu dieselben Vorgaben und Regeln wie einheimische Unternehmen einhalten muss. Anderenfalls befürchten sie unfaire Wettbewerbsbedingungen. Sie kritisieren Sicherheitsmängel bei Produkten, insbesondere auch Spielwaren, und fordern Aufklärung, um die Bevölkerung zu schützen und zu informieren. Zudem verlangen sie strengere Kontrollen beim Zoll, da Temu illegale Ware in die Schweiz importiere (Urech, 2024a). Im Januar 2025 publizierte die Swiss Retail Federation die neusten Entwicklungen. Dabei zeigt sich, dass das Wachstum von Online-Plattformen wie Temu zu den grössten Sorgen der Schweizer Händler zählt. Der Preis-, und Konkurrenzdruck belasten den Detailhandel. 70% der Unternehmen schätzen den Einfluss von Temu und Shein auf den Schweizer Detailhandel als stark ein. Dennoch blickt die Mehrheit optimistischer in die Zukunft als im Vorjahr (Swiss Retail Federation, 2025).
Bisher umging Temu zudem die Mehrwertsteuer mit Hilfe der billigen Preise. Dies hat sich nun im Januar 2025 geändert mit einer Anpassung des Mehrwertsteuergesetzes. Bisher mussten ausländische Onlineshops wie Temu erst ab einem Betrag von CHF 62 Mehrwertsteuer zahlen. Jetzt muss jedoch eine Mehrwertsteuer von 8.1% gezahlt werden, wenn eine Plattform gesamthaft Waren im Wert von mehr als CHF 100'000 jährlich in die Schweiz liefert. Diese Zahl wird von Temu um ein Vielfaches erreicht. Diese Neuerung betrifft jedoch auch Schweizer Shops wie zum Beispiel Ricardo (Kälin, 2025). Auch Deutschland möchte gegen die Zollfreigrenze vorgehen und die koordinierten Kontrollen erhöhen, um ein Zeichen für einen fairen Wettbewerb zu setzten. Dazu wird Ende Januar ein konkreter Plan von der Regierung angenommen (Spiegel, 2025). Die gesamte EU plant gegen die Steuer- und Zoll-Tricks vorzugehen, dies soll jedoch erst bis 2028 geschehen (Röse, 2024).
Zudem passt Temu die Nutzungsbedingungen an, um auf die Vorwürfe der Schweiz zu reagieren. Es gelte nun Schweizer Recht. Dennoch kritisiert der Handelsverband, dies sei "Swiss-Washing", da Temu weiterhin keine Verantwortung übernimmt und sich von der Haftung ausschliesst (Pöschl, 2024b).
Anfang Dezember 2024 hat das Nationale Testinstitut für Cybersicherheit (NTC) der Schweiz eine unabhängige Sicherheitsanalyse durchgeführt. Besonders zwei Eigenschaften werden als Warnsignale eingestuft. Erstens kann die App durch einen dynamischen Code ihr Verhalten selbst ändern und zweitens gibt es zusätzliche Verschlüsselungen, welche den Datenschutz optimieren können, jedoch auch das Potenzial zur Verschleierung unerwünschter Datenübertragungen erhöhen. Diese Eigenschaften müssen nicht zwingend bösartig sein, weshalb eine genaue Einordnung noch nicht möglich ist (Dakic, 2024). Auch die Organisation noyb beschuldigt Temu europäische Daten an China auszuliefern, was laut EU Recht nicht zulässig ist. Dazu reichen sie eine Beschwerde gegen Temu in Österreich ein, um dagegen vorzugehen (noyb, 2025).
Am 31. Oktober 2024 leitete die EU-Kommission ein offizielles Verfahren gegen Temu ein, da die Plattform mutmasslich gegen das EU-Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act, DSA) verstösst. Der DSA verpflichtet grosse Online-Plattformen (über 45 Millionen Nutzer:innen), gezielt gegen den Verkauf illegaler Inhalte und Produkte vorzugehen. Die EU stufte Temu im Mai 2024 als entsprechend grosse Plattform ein. Temu hat nun einen Monat Zeit, um auf die Anschuldigungen zu reagieren. Dabei muss das Unternehmen auf die Ergebnisse der Untersuchung eingehen und erklären, wie es die verbraucherrechtlichen Probleme lösen will, um den Vorschriften zu entsprechen (Kammer, 2024). Anfang Dezember reagiert Temu mit der Veröffentlichung eines Transparenzberichts unter DSA-Pflichten, um ihre Massnahmen zu erläutern (Retail News, 2024b).
- Unzureichende Massnahmen gegen betrügerische Händler: Temu wird vorgeworfen, nicht ausreichend gegen betrügerische Händler vorgehen, die weiterhin Produkte und Inhalte vertreiben, welche gegen EU-Vorschriften verstossen.
- Gesundheitsrisiken durch Suchtpotenzial: Der Gamification Ansatz der Website und der App, welcher mit casinoähnlichen Mechanismen arbeitet, verleite Kund:innen zum Kauf und erhöhe die Verweildauer auf der Plattform.
- Intransparenz bei Produktempfehlungen: Die Plattform macht keine Angaben, nach welchen Kriterien Produktempfehlungen generiert werden. Dies widerspricht den Anforderungen des DSA und wirft Fragen zur Fairness auf.
- Datenzugangsbeschränkungen: Temu verweigert den Zugang zu bestimmten Daten, die gemäss des DSA öffentlich zugänglich sein müssen. Diese Daten sind notwendig, um die Nachvollziehbarkeit von Produkten und Verkäufer:innen sicherzustellen.
Diese wiederholten Vorwürfe werfen grundlegende Bedenken hinsichtlich der Transparenz und Rechtskonformität der Plattform auf. Mögliche Sanktionen der EU aufgrund von Temus Verstösse gegen den DSA könnten daher die Plattform im europäischen Markt gefährden (FAZ, 2024).
Im Folgenden werden weitere Vorwürfe aufgegriffen, die von irreführenden Verbraucherinformationen und Urheberrechtsverletzungen über Produktnachahmungen bis hin zu fehlenden Sicherheitskennzeichen, unethischen Arbeitsbedingungen und Umweltbelastungen reichen.
Temu gewährleistet keine Produktsicherheit und entzieht sich somit der Produkthaftpflicht (Valda, 2024a). Stichprobentests unabhängiger Stellen zeigen, dass bei technischen Produkten häufig Sicherheitsstandards nicht eingehalten wurden (da Silva & Büchenbacher, 2023; Hügli & Flohr, 2024). Schadstofftests verschiedener Artikel überschreiten bei mehr als der Hälfte der getesteten Produkte Grenzwerte und enthalten krebserregende Inhaltsstoffe oder Weichmacher. Temu hat angekündigt die Fälle zu überprüfen (Bund, 2024). In einigen Fällen fehlen notwendige Produktzertifizierungen (Pöschl, 2024a) während andere möglicherweise gefälscht wurden (da Silva & Büchenbacher, 2023). Der Kauf gefährlicher Produkte, wie defekter Akkus, die etwa Hausbrände verursachen können, könnte zu Versicherungsproblemen führen. Im Falle der Weitergabe solcher Produkte könnten Konsument:innen sich sogar strafbar machen (MDR, 2024; Blick, 2024). Immer wieder kommt es zu erheblichen Unfällen mit Temu Produkten. Im Januar zieht sich ein kleines Mädchen schwerste Verbrennungen wegen eines Pullovers zu (Meier, 2025).
Rechtliche Grundlage: Temu positioniert sich, ähnlich wie eBay, als Marktplatz und nicht als direkter Händler, wodurch sie keine Verantwortung für die Produktsicherheit übernehmen (Valda, 2024a; Hügli & Flohr, 2024). Aufgrund des ausländischen Firmensitzes von Temu gestaltet sich die Durchsetzung des Produktsicherheitsgesetzes als schwierig (Valda, 2024a), da der Schweizer Zoll lediglich stichprobenartige Kontrollen vornimmt, was die Einhaltung der Sicherheitsstandards weiter erschwert. Wenn Konsument:innen unsichere oder gefälschte Produkte von Temu weitergeben, übernehmen sie selbst die Rolle des Importeurs und damit die rechtliche Verantwortung (MDR, 2024; Blick, 2024).
Temu verkauft Produkte, die bekannten Marken ähneln, sowie Produkte minderer Qualität, wie zum Beispiel quietschende Sportschuhe, Kopfhörer mit schlechtem Klang und Artikel, die kleiner ausfallen als auf den Abbildungen (Weder, 2024; da Silva & Büchenbacher, 2023). Zudem gibt es immer wieder Vorwürfe der Markenfälschung (Kaiser, 2024). Händler berichten von zahlreichen Kopien ihrer geschützten Produkte auf Temu. Obwohl sie die illegalen Produkte melden, werden diese nach dem Entfernen einfach erneut eingestellt (Handelsblatt, 2024a).
Temu wird vorgeworfen, die Kundschaft durch manipulative Werbetechniken zu täuschen. Dies umfasst unklare Preisempfehlungen, unerlaubte Werbung sowie manipulative Kaufanreize wie Dauerrabatte, begrenzte Stückzahlen und Gamification-Ansätze, die ein Suchtpotenzial bergen (Valda, 2024a; Pöschl, 2024a; Weder, 2024). Trotz des Verbots von manipulativen Designs zeigen aktuelle Untersuchungen, dass diese weiterhin ein Problem darstellen (vzbv, 2025).
Schweizer Händler werfen Temu vor, sich nicht an das Umweltschutzgesetz zu halten und keine vorgezogene Recyclinggebühr zu entrichten (Valda, 2024a; Pöschl, 2024a).
Laut dem Handelsverband Swiss Retail Federation, bestünde ein Wettbewerbsvorteil für Temu durch Erlass der Mehrwertsteuer, was den Preisunterschied zu inländischen Anbietern vergrössert. Dies hat sich jedoch Anfang 2025 geändert und auch Temu muss nun Mehrwertsteuer bezahlen (Kälin, 2025). Dennoch stellen die billigen Preise eine Gefahr für Schweizer Händler dar.
Temu wird vorgeworfen, Sorgfaltspflichten in seinen Lieferketten zu vernachlässigen, insbesondere hinsichtlich der Vermeidung von Kinderarbeit und Zwangsarbeit. US-Gesetzgeber kritisieren, dass Temu zwar einen Verhaltenskodex eingeführt hat, jedoch keine Audits durchführt, obwohl Produkte aus der für Zwangsarbeit bekannten Xinjiang-Region stammen (Urech, 2024b; Retail News, 2024c).
Innerhalb der Schweiz: Das SECO steht derzeit in Kontakt mit Temu, gibt jedoch derzeit keine weitere Auskünfte an die Öffentlichkeit (Valda, 2024a). Anfang 2024 gründete Temu mit der Whaleco Switzerland AG einen Sitz in Basel (Pöschl, 2024a; Valda, 2024b). So könnte das Unternehmen möglicherweise greifbarer für das SECO werden (Pöschl, 2024). Es ist zu erwarten, dass Temu Rabattpreise künftig klarer ausweisen muss (Valda, 2024b). Temu selbst habe das Ziel, durch die Niederlassung in der Schweiz einen besseren Service und bessere Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten. Weitere Entwicklungen bleiben jedoch unklar (Pöschl, 2024a). Die Schweizer Parteien sind sich jedoch einig und bilden eine Allianz, um zu erreichen, dass ausländische Online-Shops in Zukunft stärker reguliert werden (Zahno, 2024).
Weltweit: Auch ausserhalb Europas hat Temu mit Vorwürfen zu kämpfen. In Vietnam forderte die Regierung am 11. November 2024 eine Eintragung beim Handelsministerium. Um eine Sperrung von Webseite und App zu vermeiden, hätte Temu bis Ende November reagieren müssen (Der Standard, 2024). Anfang Dezember hatte Temu den Mindestbestellwert auf $35 erhöht und den Maximalbestellwert auf $40. Kunden in Vietnam mussten innerhalb dieser Spanne ihren Einkauf abschliessen. Die Obergrenze könnte dadurch erklärt werden, dass auf E-Commerce-Artikel unter diesem Betrag keine Steuern erhoben werden (Retail News Asia, 2024). Darauf folgend, am 5. Dezember 2024, gab die vietnamesische Regierung die vorübergehende Einstellung von Temu bekannt, da diese sich nicht an genannte Frist gehalten haben. Temu kommuniziert auf der Webseite, dass der Antrag eingereicht sei und nun durch das Ministerium gemäss Vorschriften geprüft werde (Retail News, 2024a).
Grundsätzlich sind Südostasiatische Länder der USA und der EU voraus. Temu ist nun in Indonesien und Vietnam verboten wegen verletzter Urheberrechtsbestimmungen und Qualitätsmängeln. Die Länder wollen nicht mehr mit günstigen chinesischen Produkten überschwemmt werden. Diese Entwicklung setzt in der USA und EU gerade erst ein (Babst, 2024).
Im Februar 2025 reagiert auch die USA. Durch Trumps Einführung von Strafzöllen nimmt die US-Post keine Pakete mehr aus China an. Es wird jedoch angezweifelt, ob diese Massnahme langfristig zum gewünschten Ziel führt (Watson, 2025).
https://www.nzz.ch/international/suedostasiatische-laender-gehen-gegen-die-chinesische-app-temu-vor-und-kommen-den-usa-und-der-eu-zuvor-ld.1864154
Bund. (2024, Dezember 11). Partyartikel voller verbotener Schadstoffe: BUND-Test findet Schadstoffe in Produkten von Shein, Temu und AliExpress.
https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/partyartikel-voller-verbotener-schadstoffe-bund-test-findet-schadstoffe-in-produkten-von-shein-temu-und-aliexpress/
Dakic, D. (2024, Dezember 5). Temu weist technische Auffälligkeiten auf. IT-Markt.
https://www.it-markt.ch/news/2024-12-05/temu-weist-technische-auffaelligkeiten-auf
Da Silva, G., & Büchenbacher, K. (2023, Dezember 15). Onlineshop Temu: Sneakers für acht Franken, eine Smartwatch für 16 Euro – wo ist der Haken? NZZ.
https://www.nzz.ch/technologie/temu-app-wie-gefaehrlich-ist-der-online-shop-aus-china-nzz-ld.1769682
Der Standard. (2024, November 11). Vietnamesische Regierung droht mit Sperrung von Temu und Shein. https://www.derstandard.at/story/3000000244429/vietnamesische-regierung-droht-mit-sperrung-von-temu-und-shein
FAZ. (2024, November 1). EU-Kommission eröffnet Verfahren gegen Temu. FAZ.
https://zeitung.faz.net/faz/wirtschaft/2024-11-01/f06b5cbeefee5af396280902e281ea98/?GEPC=s5
Handelsblatt. (2024, Dezember 8). Plagiate bei Temu. So dreist wird auf der chinesischen Handelsplattform gefälscht.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/plagiate-bei-temu-so-dreist-wird-auf-der-chinesischen-handelsplattform-gefaelscht/100093526.html
Hügli, A., & Flohr, F. (2024, April 25). Temu-Schnäppchen: Gefährlich für Gesundheit und Umwelt. SRF. https://www.srf.ch/sendungen/kassensturz-espresso/kassensturz/china-plattform-im-fokus-temu-schnaeppchen-gefaehrlich-fuer-gesundheit-und-umwelt
Kälin, M. (2025, Januar 7). Jetzt müssen auch Temu und Co. Mehrwertsteuer bezahlen. Blick.
https://www.blick.ch/wirtschaft/neue-regelung-fuer-onlineshops-jetzt-muessen-auch-temu-und-co-mehrwertsteuer-bezahlen-id20459676.html
Kaiser, J. (2024, März 11). Was steckt hinter dem Billiganbieter Temu? SWR.
https://www.swr.de/swr1/rp/programm/was-steckt-hinter-dem-billiganbieter-temu-100.html
Kammer, A. (2024, November 8). Händler Temu verstösst gegen EU-Regeln zum Verbraucherschutz. Zeit online. https://www.zeit.de/digital/2024-11/e-commerce-temu-eu-kommission-recht
MarketScreener. (2025, Januar 2). Britische Gesetzgeber laden Shein und Temu zur Befragung über Arbeitspraktiken vor.
https://ch.marketscreener.com/kurs/aktie/MCDONALD-S-CORPORATION-4833/news/Britische-Gesetzgeber-laden-Shein-und-Temu-zur-Befragung-uber-Arbeitspraktiken-vor-48675920/
MDR. (2024, Juli 7). Vorsicht beim Einkaufen bei Temu. MDR.
https://www.mdr.de/ratgeber/lifestyle/temu-onlineshop-china-billigware-erfahrung-234.html
Meier, S. (2025, Januar 13). Mädchen (8) fängt in Temu-Pullover Feuer.
https://www.blick.ch/ausland/die-haut-fiel-einfach-von-ihr-ab-maedchen-8-faengt-in-temu-pullover-feuer-id20482513.html
noyb. (2025, Januar 16). TikTok, AliExpress & Co liefern europäische Daten an China aus.
https://noyb.eu/de/tiktok-aliexpress-shein-co-surrender-europeans-data-authoritarian-china
Pöschl, F. (2024a, August 12). «Das ist ein echter Brocken»: Temu gräbt dem Handel Milliarden ab. 20 Minuten. https://www.20min.ch/story/temu-graebt-dem-handel-milliarden-ab-103166959
Pöschl, F. (2024b, November 27). Temu passt sich Schweiz an: Handelsverband kritisiert «Swiss-Washing». 20 Minuten.
https://www.20min.ch/story/china-app-temu-passt-sich-schweiz-an-handelsverband-kritisiert-swiss-washing-103228221
Retail News Asia. (2024, November 14). E-commerce platform Temu restricts checkout to $35-40 price range.
https://www.retailnews.asia/e-commerce-platform-temu-restricts-checkout-to-35-40-price-range/
Retail News. (2024a, Dezember 5). Registrierungspflicht verletzt: Vietnam blockiert Temu. Retail News.
https://retail-news.de/temu-vietnam-blockiert-fehlende-registrierung/
Retail News. (2024b, Dezember 3). Temu: Erster "Transparenzbericht" unter DSA-Pflichten veröffentlicht. Retail News.
https://retail-news.de/temu-transparenzbericht-content-eu-dsa/
Retail News. (2024c, April 20). Temu wehrt sich gegen Vorwürfe von Zwangsarbeit und Datenmissbrauch. Retail News. https://retail-news.de/temu-wehrt-sich-gegen-vorwuerfe-von-zwangsarbeit-und-datenmissbrauch/
Röse, C. (2024, Dezember 29). Der Druck auf chinesische Billiganbieter wächst. tagesschau,
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/online-haendler-eu-temu-shein-100.html
Ruffiner, O. (2024, Juni 3). Temu verkauft falsche Fünfliber für knapp 2 Franken. Blick.
Spiegel. (2025, Januar 29). Bundesregierung verabschiedet Aktionsplan gegen Temu und Shein. https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/temu-shein-bundesregierung-plant-massnahmen-gegen-paketflut-aus-china-a-fa49cb15-9477-4179-8016-da019c99683e
Swiss Retail Federation. (2025, Januar 7). Trotz Online-Plattformen im Nacken: Schweizer Detailhändler blicken optimistischer in die Zukunft als im Vorjahr.
https://www.swiss-retail.ch/news/trotz-online-plattformen-im-nacken-schweizer-detailhaendler-blicken-optimistischer-in-die-zukunft-als-im-vorjahr/
Tagesschau. (2024, Mai 31). EU verschärft die Regeln auch für Temu. Tagesschau.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/temu-dsa-amazon-facebook-tiktok-online-haendler-plattformen-100.html
Urech, M. (2024a, November 15). Brief an den Bundesrat: Händler fordern Massnahmen gegen China-Shops. 20 Minuten.
Urech, M. (2024b, April 13). Temu muss sich in der Schweiz nicht an die Regeln halten. 20 Minuten. https://www.20min.ch/story/ungleiche-spiesse-temu-muss-sich-in-der-schweiz-nicht-an-die-regeln-halten-103083369
Valda, A. (2024a, August 11). Neue Attacke der Schweizer Händler auf Temu. Handelszeitung. https://www.handelszeitung.ch/politik/neue-attacke-der-schweizer-handler-auf-temu-737222
Valda, A. (2024b, August 8). Temu zeigt die Kraft des Wettbewerbs. Handelszeitung. https://www.handelszeitung.ch/politik/temu-zeigt-die-kraft-des-wettbewerbs-737225
Vzbv. (2025, Januar 22). Von Amazon über Tiktok bis Temu: Manipulative Designs bleiben ein Problem.
https://www.vzbv.de/pressemitteilungen/von-amazon-ueber-tiktok-bis-temu-manipulative-designs-bleiben-ein-problem
Watson. (2025, Februar 2). Wegen Temu und Shein: US-Post nimmt keine Pakete aus China mehr an. https://www.watson.ch/international/wirtschaft/516061344-wegen-temu-und-shein-us-post-nimmt-keine-pakete-aus-china-mehr-an
Weder, J. (2024, Mai 8). Schlechte Produkte, aggressive Werbung, schädlich für die Umwelt: Der Online-Shop Temu bricht alle Regeln und wächst trotzdem weiter. Was tun?. NZZ.
https://www.nzz.ch/wirtschaft/temu-die-kritik-an-der-chinesischen-shopping-app-waechst-ld.1829505
Zahno, C. (2024, Dezember 20). Politiker wollen Billigshops enger an die Leine nehmen. Blick.
Weiteres zur DAS der EU-Kommission unter https://germany.representation.ec.europa.eu/news/dsa-eu-kommission-benennt-temu-als-sehr-grosse-online-plattform-vlop-2024-05-31_de
7. Wie werden Retouren bei Temu abgewickelt?
Die Qualität der Abwicklung von Retouren beeinflusst massgeblich das Vertrauen und die Zufriedenheit der Kunden und wirkt sich positiv auf deren Wiederkaufabsichten aus (Ahmed et al., 2023). Auch Temu steht vor der Herausforderung, seinen Kunden eine reibungslose Retourenabwicklung anzubieten.
Der Rückgabeprozess bei Temu gestaltet sich auf den ersten Blick einfach und transparent. Retouren sind in der Regel kostenfrei. Der Kunde wird in einem achtstufigen Prozess auf der entsprechenden Webseite darüber informiert, wie er ein Produkt retournieren kann (siehe Abb. 1). Die Ähnlichkeit zu den in Europa bekannten Retourenprozessen verdeutlicht Temus Bestreben, den europäischen Kunden ein möglichst reibungsloses Einkaufserlebnis zu bieten.

Bei genauerer Betrachtung des Retourenprozesses fallen jedoch einige Aspekte auf, die den Rückgabevorgang für den Kunden erschweren. So ist eine Rücksendung nur problemlos möglich, wenn alle originalen Barcodes noch vorhanden sind. Ansonsten müssen barcodelose Produkte einzeln in durchsichtige, markierte Beutel zur Retoure verpackt werden, was zusätzliche Arbeit für den Kunden darstellt. Zudem kann pro Bestellung nur ein kostenloses Retourenlabel gedruckt werden. Für jede weitere Rücksendung aus derselben Bestellung wird eine Gebühr von CHF 6 erhoben (Temu, n.d.).
Aufgrund der häufig sehr niedrigen Produktpreise bei Temu ist die Hemmschwelle für den Konsumenten, eine Retoure zu veranlassen, deutlich höher. Der geringe Warenwert steht im Verhältnis zum hohen Aufwand für das Einpacken, den Gang zur Post und die lange Wartezeit bis zur Rückerstattung. Daher entscheiden sich viele Kunden dafür, ein Produkt lieber zu entsorgen, als den vollständigen Retourenprozess durchlaufen zu müssen. Die zusätzlichen Hürden, wie die Anforderung des Versands in der Originalverpackung und die Gebühr von CHF 6 für jede weitere Rücksendung, verstärken diese Tendenz. Unklar bleibt auch, was nach der Rücksendung mit den Temu-Paketen geschieht. Gelangen die Pakete tatsächlich zurück nach China? In der Regel gelangt die Retoure zuerst in ein Umverteilzentrum im jeweiligen Land. Es gibt Hinweise darauf, dass die Artikel nicht zwingend nach China zurückgeschickt werden, sondern möglicherweise an Dritte weiterverkauft oder als Sonderposten vermarktet werden. Andere Händler, die ähnliche Modelle wie Temu nutzen, zerstören nur einen kleinen Teil der zurückgesandten Artikel, die sich nicht mehr weiterverkaufen lassen. (Kühne, 2023; Weidemann, 2024)
https://doi.org/10.1108/YC-2023-0174
Temu. (n.d.). Return and refund policy.
https://www.temu.com/ch/return-and-refund-policy.html
Weidemann, T. (2024, Juni 22). Retouren bei Temu: Muss ich die Ware wirklich nach China zurückschicken? t3n. https://t3n.de/news/retouren-bei-temu-muss-ich-die-ware-wirklich-nach-china-zurueckschicken-1630783/
8. Wie bedenklich ist eine Bestellung bei Temu aus ethischer und nachhaltiger Sicht?
In der heutigen Geschäftswelt wird nachhaltiges Handeln zunehmend zur Grundvoraussetzung. Investoren, Verbraucher und Regulierungsbehörden fordern die Einhaltung von Corporate Social Responsibility (CSR) und Environmental, Social, and Governance (ESG) Standards. Im Folgenden wird betrachtet, wie Temu diese Kriterien erfüllt und welche Herausforderungen bestehen.
Temu setzt auf ein nachfragegesteuertes Versandmodell, das Produkte direkt vom Hersteller zum Verbraucher liefert. Dies kann unnötige Lager- und Transportwege und die damit verbundenen CO2-Emissionen reduzieren, weil weniger Wertschöpfungsstufen eingebunden werden. Auf Temus Website findet man eine Partnerschaft mit «Trees for The Future», die durch das Pflanzen von Bäumen in Afrika dazu beitragen soll, die durch Geschäftstätigkeiten verursachten CO2-Emissionen auszugleichen.
Insgesamt mangelt es an Transparenz bezüglich genauer Informationen zu Scope 1, 2 und 3 Emissionen. Zudem fehlen konkrete Angaben zu Emissionsreduktionen ausserhalb der Baumpflanzungsinitiative. Ein Grossteil des Sortiments besteht aus (Ultra-)Fast-Fashion, deren Produktion aus Kunststoff (wie Acryl und Polyester) erheblich zu Umweltbelastungen beiträgt. Gemäss einer Prognose von SPER Market Research wird der chinesische Markt für synthetische Fasern bis 2033 voraussichtlich 39.8 Milliarden USD erreichen, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 6.27%, wobei der asiatisch-pazifische Raum den grössten Marktanteil haben wird (SPER Market Research, 2023).
Temu liefert keine transparenten Angaben zum Energieverbrauch durch den Betrieb ihrer Datenzentren. Es fehlen zudem konkrete Angaben zum Abfallmanagement. Fragen zur Verarbeitung von Rücksendungen, Recycling oder beschädigten Waren bleiben offen. Andere Online-Markplätze, wie z.B. Amazon, geben oftmals an, was mit den Retouren passiert. Nach eigenen Angaben von Amazon wird der grösste Teil der Retouren nach einer gründlichen Prüfung wieder als Neuware verkauft (Amazon, 2024).
Temu kommuniziert auf seiner Webseite die Werte Empowerment, Inklusion und Vielfalt sowie Integrität und soziale Verantwortung. Allerdings gibt es keine öffentlich dokumentierten Beispiele oder unabhängig bestätigte Programme, welche die Umsetzung dieser Werte untermauern. Im Gegensatz dazu steht die umfangreiche Kritik an den Arbeitsbedingungen in den Zuliefererfabriken, insbesondere in China. In einigen Ländern der Fabrikstandorte sind die Arbeitsrechte oft schwach ausgeprägt. Auf die vom US-Senat geforderte Untersuchung hinsichtlich des Verdachts auf Zwangsarbeit verweist Temu auf seinen Verhaltenskodex, der jegliche Form von Zwangs-, Kinder- oder Strafarbeit strikt verbiete (Rubio, 2024). Dennoch gibt es immer wieder Berichte von langen Arbeitszeiten und niedrigen Löhnen (Stone, 2023). Temu betont, dass es die Einhaltung aller lokalen Arbeitsgesetze zu Löhnen, Arbeitszeiten und freiwilliger Beschäftigung von seinen Lieferanten fordere. Um die Glaubwürdigkeit der sozialen Verantwortung von Temu zu stärken, wäre eine grössere Transparenz bezüglich der Arbeitsbedingungen bei den Mitarbeitern und Zulieferern vonseiten Temus wichtig. Gleichzeitig ist es aber auch europäischen Händler nicht möglich, eine lückenlose Supply Chain Kontrolle beim Einkauf chinesischer Produkte zu garantieren beziehungsweise diese zu kontrollieren.
Temu hebt auf seiner Website „Integrität“ als Kernwert hervor, definiert als «ehrlich, ethisch, und vertrauenswürdig» (Temu, 2024). Laut Unternehmensangaben existiere ein Verhaltenskodex, der die Beachtung verschiedener lokaler Gesetze verlange. Jedoch fehlen unabhängige Audits oder Compliance-Prüfungen, die für die Überprüfung der Einhaltung ethischer Normen und regulatorischer Anforderungen essenziell wären.
In jüngster Vergangenheit stand das Unternehmen häufiger wegen unethischer Geschäftspraktiken in der Kritik z.B. wegen irreführender Rabatthöhen, manipulativen Designs durch den Einsatz von sog. «Dark Patterns», fehlenden Kontaktangaben auf der Webseite oder unlauterem Wettbewerb und Preisbekanntgabe (Vzbv, 2024; Valda, 2024; Weder, 2024). Auf entsprechende Abmahnungen der jeweiligen Länder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz reagierte Temu mit einer Unterlassungserklärung mit der Verpflichtung, die genannten Verstösse zu unterlassen.
Die Reaktion von Temu auf Abmahnungen mit Unterlassungserklärungen Sowie unser Gespräch mit der Presseabteilung des Unternehmens deuten auf eine Bereitschaft zur Anpassung seiner Praktiken hin. Externe Überprüfungen und eine höhere Transparenz des Unternehmens können entscheidend dazu beitragen, die Einhaltung der sowohl selbst-gesetzten als auch allgemeingültigen ethischen Richtlinien zu verbessern.
Amazon (2024). Was passiert bei Amazon mit deinen Retouren?
https://www.aboutamazon.de/news/nachhaltigkeit/was-passiert-bei-amazon-mit-deinen-retouren
Vzbv (2024, März 26). vzbv mahnt Online-Marktplatz Temu ab. Mehrere Verstöße auf der Plattform bean-standet. https://www.vzbv.de/pressemitteilungen/vzbv-mahnt-online-marktplatz-temu-ab
VKI Verbraucherrecht (2024 Juni 25). Unterlassungserklärung von Temu.
https://verbraucherrecht.at/unterlassungserklaerung-von-temu/67888#:~:text=Der%20Verein%20f%C3%BCr%20Konsumenteninformation%20(VKI)%20hatte%20im%20Auftrag%20des%20Sozialministeriums,diverser%20Klauseln%20und%20Gesch%C3%A4ftspraktiken%20geklagt
Michel, P. (2024, Juli 25). Chinesischer Billighändler Temu macht ein seltsames Angebot, um eine Klage in der Schweiz abzuwehren.
https://www.aargauerzeitung.ch/wirtschaft/onlinehandel-das-seco-bruetet-ueber-einer-klage-gegen-temu-dann-macht-die-billig-plattform-ein-seltsames-angebot-ld.2649330?reduced=true
Temu unternehmenseigene Webseite zur Baumpflanzaktion: Temus Baumpflanz-Programm
Rubio Press Release (2024, April 16). Rubio: Investigate Shein and Temu for Slave Labor.
https://www.rubio.senate.gov/rubio-investigate-shein-and-temu-for-slave-labor/
Liu, J (2024, August 1). ‘I’m really desperate now’: Temu sellers revolt against fines and withheld pay. CNN. https://edition.cnn.com/2024/08/01/tech/china-temu-suppliers-protest-hnk-intl/index.html
Oeko Tex (2024, April 16). Operation Analysis of China’s Chemical Fiber Industry in 2023. China Textile Leader. https://www.texleader.com.cn/en/news-34199.html
Retail-News Redaktion (2024 April 20). Temu wehrt sich gegen Vorwürfe von Zwangsarbeit und Datenmissbrauch.
https://retail-news.de/temu-wehrt-sich-gegen-vorwuerfe-von-zwangsarbeit-und-datenmiss-brauch/#:~:text=Der%20chinesische%20E%2DCommerce%2DRiese,Daten%20der%20Nutzer%20umgehen%20w%C3%BCrde
SPER Market Research (2023, Mai). China Synthetic Fiber Market Size- By Fiber Type, By Application- Region-al Outlook, Competitive Strategies and Segment Forecast to 2033.
https://www.sperresearch.com/report-store/china-synthetic-fiber-market.aspx
Stone, M. (2023, August 31). Der chinesische Online-Händler Pinduoduo, der hinter Temu steht – und seine „hyper-aggressive“ Arbeitskultur. Businessinsider.
https://www.businessinsider.de/karriere/international-career/temu-hyperaggressive-arbeitskultur-und-9127-zeitplan/
Temu (2024). Unsere Werte.
https://www.temu.com/ch/about-temu
Valda, A. (2024, August 11). Neue Attacke der Schweizer Händler auf Temu. Handelszeitung.
https://www.handelszeitung.ch/politik/neue-attacke-der-schweizer-handler-auf-temu-737222
Weder, J. (2024, Mai 8). Schlechte Produkte, aggressive Werbung, schädlich für die Umwelt: Der Online-Shop Temu bricht alle Regeln und wächst trotzdem weiter. Was tun?. NZZ.
https://www.nzz.ch/wirtschaft/temu-die-kritik-an-der-chinesischen-shopping-app-waechst-ld.1829505
Fickling, D. (2024, April 1). China's Shein and Temu are driving oil, not Toyota and GM. https://www.japantimes.co.jp/commentary/2024/04/01/world/china-oil-demand/
9. Wie können europäische Händler und Hersteller von Temu profitieren?
Die Zusammenarbeit mit Temu stellt europäische Händler vor erhebliche Herausforderungen. Anders als bei etablierten Plattformen wie Amazon, gestaltet sich der Verkaufsprozess über Temu weitaus komplexer und derzeit weniger zugänglich.
Zwar erweitert Temu kontinuierlich sein Liefernetzwerk und eröffnet zunehmend Distributionszentren in Europa, jedoch bleibt der einfache Verkauf über die Plattform für europäische Händler eine schwierige Angelegenheit. Ein zentrales Hindernis ist hierbei Temus Preispolitik, die sich grundlegend von den Mechanismen anderer Marktplätze unterscheidet.
Temu legt die Preise für die angebotenen Waren selbst fest, was europäische Händler dazu zwingt, ihre Kostenstrukturen in der Regel erheblich nach unten anzupassen. Auch wenn Temu nun seine Plattform für europäische Anbieter öffnet, werden nur wenige ihre Waren auf dem Marktplatz verkaufen können. Der Verkauf zu den von Temu vorgegebenen Preisen ist für viele europäische Händler kaum profitabel, da diese Preise stark durch den Wettbewerb auf dem chinesischen Markt beeinflusst werden.
Ein weiterer Aspekt, der die Zusammenarbeit mit Temu erschwert, ist der komplexe, mehrstufige Zulassungsprozess für Händler. Während auf Amazon ein Firmenkonto mit einer Unternehmenssteuer-ID relativ einfach eingerichtet werden kann, erfolgt die Aufnahme bei Temu ausschliesslich über einen E-Mail-basierten Prozess, welchem ein genauer Screening-Prozess folgt, um die Qualität und Lieferbereitschaft des jeweiligen Herstellers zu prüfen. Dieser aufwendige Aufnahmeprozess steht im Zusammenhang mit Temus Bestreben, eine konsistente Qualität während der Produktlieferung zu gewährleisten. Je dezentraler das Liefersystem, desto grösser das Risiko von Qualitätseinbussen im Fulfillment. Dennoch scheint sich Temu, nach in den USA lauter gewordenen Protesten gegen die aggressive Preispolitik, auf semi-zentralisierte Fullfillmentsysteme umzustellen, um den hiesigen Anbietern entgegenzukommen. Das bedeutet, dass Temu Kooperationen mit lokalen Herstellern bzw. Fullfillern aufbaut, um bspw. die Lieferzeiten zu verkürzen. Diese Anbieter müssen dann ihr eigenes Distributionsnetzwerk zur Verfügung stellen (eTowerTech, 2024).
Trotz der Herausforderungen bietet Temu auch einige innovative Ansätze, von denen europäische Online-Händler lernen können. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Gamification-Charakter des Online-Shops, der zu mehr Cross-Selling und einer höheren Kundenloyalität führt (Rahmadhan et al., 2023). Dabei sollten Händler jedoch stets darauf achten, das Kundenwohl im Fokus zu behalten und die Risiken von Glücksspiel für Konsumenten beachten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zusammenarbeit mit Temu für europäische Handelsunternehmen deutlich schwieriger ist als die Nutzung anderer Plattformen wie Amazon und Kaufland. Die tiefen Preise und der komplizierte Zulassungsprozess stellen hohe Hürden für europäische Anbieter dar. Dennoch können sie von den innovativen Ansätzen Temus lernen.
https://www.etowertech.com/industry-news/temu-unveils-quot;semi-managed-quot;-mode:-a-new-horizon-for-cross-border-e-commerce-logistics.html
10. Wie können europäische Händler sich auf Temu einstellen?
Seit Ende Mai 2024 ist Temu durch eine neue Einstufung der EU verpflichtet, strengere Auflagen umzusetzen, darunter Massnahmen zum Schutz vor Produktfälschungen und Verletzungen geistiger Eigentumsrechte zu beachten. Ausserdem muss Temu bis Ende September 2024 Risikobewertungsberichte vorlegen, die potenzielle Gefahren für die Gesundheit und Sicherheit der Verbraucher, insbesondere Minderjähriger, untersuchen. Bei Nichteinhaltung drohen Strafen bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Wiederholte Verstösse können zu einem Verbot in der EU führen (Tagesschau, 2024). In der Schweiz gründete Temu einen inoffiziellen Sitz in Basel mit der Firma Whaleco Switzerland (Pöschl, 2024; Valda, 2024). So könnte das Unternehmen für das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und die Schweizer Richtlinien ebenso greifbarer werden (Pöschl, 2024).
Temu erlangte eine enorme Bekanntheit durch seine gewaltigen Werbeausgaben von 505 Millionen USD im Jahr 2023 (Poinski, 2024). Allein auf TikTok gibt es in Deutschland alle zwei Wochen 500 Millionen Erwähnungen mit dem Hashtag von Temu (Kolf & Müller, 2023). Es ist zu erwarten, dass diese Bekanntheit zunächst bestehen bleibt und der Slogan "Shoppe wie ein Milliardär" sich in den Köpfen der Konsumenten verankert hat. Unsere Studie zur Internetnutzung, zeigt, dass Temu ein Jahr nach Markteintritt bereits zu den Top 5 der meistgenutzten Online-Händlern in der Schweiz gehört. Die hohen Gewinne des Mutterkonzerns ermöglichen weitere Investitionen für ein hohes Marktwachstum.
Trotz der Kritik von Verbraucherzentralen stellt sich für Konsumenten die Frage, warum diese auf europäischen Plattformen deutlich höhere Preise bezahlen, zumal einige europäische Markenanbieter ebenfalls in China bestellen und über europäische Plattformen verkaufen (Valda, 2024). Die Hersteller und die hiesigen Onlineanbieter müssten sich überlegen, ob die Preise ihrer Produkte von Konsumenten als fair wahrgenommen werden. Falls die Produktqualität in der Konsumentenwahrnehmung ähnlich ausfällt, kann von einer geringen Preisfairness ausgegangen werden.
Die Reaktionen der Händler fällt unterschiedlich aus. Schauen wir uns dazu zwei Modehandelsplattformen und deren Reaktionen an.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/onlinehaendler-wie-shein-temu-und-alibaba-amazon-angreifen-wollen-/29258684.html
Poinski, M. (2024, Februar 21). Why Temu Is Spending On Marketing Like A Billionaire. Forbes.
https://www.forbes.com/sites/cmo/2024/02/21/why-temu-is-spending-on-marketing-like-a-billionaire/?sh=44d02e702ae0
Tagesschau. (2024, Mai 31). EU verschärft die Regeln auch für Temu.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/temu-dsa-amazon-facebook-tiktok-online-haendler-plattformen-100.html
Valda, A. (2024, August 8). Temu zeigt die Kraft des Wettbewerbs. Handelszeitung.
https://www.handelszeitung.ch/politik/temu-zeigt-die-kraft-des-wettbewerbs-737225
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